Es ist eine Zäsur, es ist ein Umbruch, es ist ein sportlicher und menschlicher Verlust. Daran ist nicht zu zweifeln. Neben den bereits feststehenden Abgängen von Yasin Yilmaz und Heiko Schall, die ab Sommer bekanntlich das spielende Trainerduo bei den Young Boys Reutlingen bilden, setzen auch Kevin Haußmann, Dominik Früh sowie Lukas Linder ihre Fußballkarrieren bei anderen Vereinen innerhalb und außerhalb der Region fort.
Die Zahlen sprechen für sich: Das Quintett kam für den VfL in der Landes- und Verbandsliga auf insgesamt 576 Einsätze und zeichnete für 157 Tore verantwortlich (inklusive der aktuell unterbrochenen Spielzeit). Sie zählten in der Konietzny-Ära mit zwei Landesliga-Meisterschaften zu den prägenden Akteuren des Teams. Das ist, da die aktuelle Saison wohl nicht fortgesetzt wird, schon jetzt Geschichte.
Kevin Haußmann ist der dienstälteste Spieler in Pfullingens erster Mannschaft. 2014, noch unter der sportlichen Leitung von Jochen Class, kam er zum VfL. In seinem ersten Jahr konnte er die überraschende Vizemeisterschaft in der Landesliga mitfeiern. Ein Jahr später folgte Meisterschaft und Aufstieg in die Verbandsliga. „Ich hatte eine klasse Zeit auf und neben dem Platz“, bekennt der hochtalentierte Mittelfeldspieler. „Es waren tolle Erfolge und Erlebnisse, die ich niemals vergessen werde. Ich denke, das war nur möglich, weil wir über die Jahre nicht nur Mannschaftskollegen in der Kabine waren, sondern richtig gute Freunde geworden sind.“
Der 27-jährige Uracher kehrt zu seinem Heimatverein zurück, von dem er einst nach Pfullingen kam. „Für mich hat sich im FV eine Chance ergeben, die ich nutzen möchte.“ Er wird dort neben Chefcoach Hüseyin Fidan spielender Co-Trainer des Bezirksligateams. „Kevin war der Dreh- und Angelpunkt unseres Spiels, ein überragender Kicker,“ beschreibt Spielleiter Frank König die Eigenschaften Haußmanns. „Er hat einen ganz besonderen Spielstil.“ Bilanz Haußmanns beim VfL: 159 Punktspiele in Verbands- und Landesliga, 38 Tore.
Eine Spielzeit nach Haußmann stieß Stürmer Dominik Früh vom Nachbarverein TSV Genkingen zum Team. Trotz zeitweise studienbedingter Abwesenheit leistete er mit zehn Toren seinen Beitrag zur Meisterschaft 2016. Auch in den folgenden Jahren konnte man sich auf seinen Torriecher verlassen. „Ich hatte in Pfullingen eine überragende, aber auch sportlich bewegte Zeit“, blickt Früh (27) zurück. „Ich habe aber das Gefühl, dass ich nochmal einen neuen Impuls brauche, um sportlich die nötige Motivation fürs gegebene Niveau zu haben.“
Der Vollblutstürmer schließt sich in der kommenden Saison dem Überraschungsteam des TSV Riedlingen an. Der Landesligaaufsteiger steht in dieser unterbrochenen Saison auf dem zweiten Tabellenplatz „Die Landesliga, Staffel 4 ist für mich Großteils komplettes Neuland und dort verspreche ich mir mit einer jungen Mannschaft eben diesen Impuls.“ König bedauert auch diesen Qualitätsverlust: „Dome war unser Torjäger der vergangenen Jahre. Von seinen Treffern haben wir ein Stück weit gelebt.“ Bilanz Frühs beim VfL: 129 Punktspiele in Verbands- und Landesliga, 71 Tore.
Im Sommer 2011 wechselte Lukas Linder vom TSV Dettingen/Erms zu den Pfullinger C-Junioren. Nach dem Wechsel in den Aktivenbereich im Jahr 2016 überzeugte er in der U23 durch gute Leistungen und entwickelte sich zum Stammspieler im Kader der ersten Mannschaft. Unvergessen sind seine drei Tore beim 3:1-Erfolg in Zimmern am letzten Spieltag, der zur Landesligameisterschaft 2019 führte.
Nun zieht es den 23-jährigen offensiven Mittelfeldmann zum finanzstarken Landesligisten TSV Oberensingen (Staffel 2), der Aufstiegsambitionen hegt: „Diese Entscheidung ist mir wirklich nicht einfach gefallen. Pfullingen hatte immer eine geile Truppe und einen guten Teamgeist, weshalb es meistens sehr viel Spaß gemacht hat“, so Linder. „Lukas ist einer der Akteure, der unserer Philosophie entspricht,“ beschreibt Spielleiter Frank König das Eigengewächs. „Er hat sich in den letzten zwei bis drei Jahren enorm entwickelt. Gerade jetzt hätte er der Mannschaft und dem Verein weiterhelfen können.“ Bilanz Linders beim VfL: 75 Punktspiele in Verbands- und Landesliga, 25 Tore.
Königs Fazit: „Wir hatten mit diesen Spielern großen Erfolg im Laufe der Jahre. Dass irgendwann die Zeit kommt, in der die Jungs eine neue Herausforderung suchen, kann ich nachvollziehen. Alle auf einen Schlag, das tut natürlich weh.“
Dennoch blickt der Spielleiter optimistisch nach vorn: „Diese Spieler können nicht eins zu eins ersetzt werden, das ist auch klar. Aber alle drei kamen aus der A Liga, Bezirksliga oder der eigenen Jugend. Genau diese Linie müssen wir fortsetzen und uns noch mehr auf die Jugend konzentrieren. Auch wenn der Weg steinig wird, es ist Teil unserer Philosophie. Da wird in Zukunft einiges passieren.“
Mit Kapitän Andreas Maier hat sich bereits im Frühjahr ein Leistungsträger verabschiedet. Er zog aus beruflichen Gründen nach Ulm, hätte aber bei einer möglichen Wiederaufnahme des Spielbetriebs als Backup zur Verfügung gestanden.